Ein Jahr Krieg in der Ukraine - Der Friedensfreitag bei HIT RADIO FFH
Heute, am 24. Februar, findet bei HIT RADIO FFH der „Friedensfreitag“ anlässlich des Jahrestages des russischen Angriffs auf die Ukraine statt – als Zeichen für Frieden in Europa. Dafür spielt HIT RADIO FFH, im Rahmen eines freitäglichen Musikspezials von 9 bis 10 Uhr, ausschließlich Songs rund um das Thema Frieden und spricht u.a. mit Hessens Ministerpräsident Boris Rhein sowie mit Ukrainerinnen und Ukrainern im Kriegsgebiet und in Hessen. Pavlo Kulinets lebt in der ukrainischen Stadt Brody – zweihundert Meter von ihm entfernt ist eine russische Rakete eingeschlagen: „Das Leben bestand aus Schutzkellern, Luftalarm und dem Warten auf Strom.“ Die 16-jährige Sophia ist mit ihrer Mutter aus ihrer Heimat Poltawa nach Kassel geflüchtet – sie erzählt: „Ich mag Deutschland. Ich denke, ich bleibe hier und möchte noch viele deutsche Städte kennenlernen.“
Hessens Ministerpräsident über seine Forderungen an die Bundesregierung
Ein russischer Angriff auf die Ukraine – viele Menschen sind vor einem Jahr früh morgens von dieser Nachricht aufgeschreckt worden – auch Hessens Ministerpräsident Boris Rhein. Im HIT RADIO FFH-Interview erinnert er sich: „Meine erste Gefühlslage war, dass es völlig unvorstellbar ist, dass es vor der Haustür mitten in Europa noch mal Krieg gibt. Und meine zweite Gefühlslage war: wir haben Putin alle unterschätzt und haben seine Drohungen nicht ernst genommen.“ Seine Erwartungshaltung an die Bundesregierung bei der Integration von Flüchtlingen definiert er klar: „Die Bundesregierung muss dringend den Schlüssel - den nur sie hat - bewegen, und zwar zur Steuerung des Zustroms von Flüchtlingen. Wir müssen Strukturen schaffen - in Schulen, in Kindergärten - die nicht einfach zu schaffen sind. Und da muss der Bund sich weiter und stärker engagieren. Wir werden mit dem Bundeskanzler um Ostern herum, die Regierungschefs der Länder, sprechen müssen, wie die Bundesregierung sich weiterhin finanziell engagiert.“
Ukrainer im Kriegsgebiet – „Wir haben jede Woche mindestens ein bis zwei Begräbnisse“
Pavlo Kulinets lebt im Raum Brody, ca. 180 Kilometer östlich der polnischen Grenze. Vor dem Krieg war er Reiseleiter. Jetzt lebt er mit seiner Frau von seiner Imkerei mit 200 Bienenstöcken – sein Geld gibt er lediglich für Essen, Strom und Benzin aus. „Das Schlimmste für mich sind die vielen toten Menschen. Gestern ist wieder ein junger Mann aus unserer Gemeinde gefallen. Wir haben jede Woche mindestens ein bis zwei Begräbnisse“, sagt Pavlo. Einen normalen Alltag gibt es seit Kriegsbeginn nicht mehr, Lebensumstände verändern und Prioritäten verschieben sich. „Letzte Woche ist es viel besser mit der Stromversorgung geworden. Bisher mussten wir unser Alltagsleben nach einem Strom-Einschaltungsplan und dem Luftalarm richten – wenn dieser ertönt, arbeiten die Geschäfte und Ämter nicht, alle müssen in die Schutzkeller gehen, alles ist zu. Das Leben bestand zwischenzeitlich aus Schutzkellern, Luftalarm und dem Warten auf Strom“, erzählt Pavlo Kulinets.
Ukrainer in Hessen – „Ich habe neue Freunde gefunden“
Der Krieg ist allgegenwärtig, auch für Ukrainerinnen und Ukrainer, die aktuell in Hessen leben. Die 16-jährige Sophia ist mit ihrer Mutter aus ihrer Heimat Poltawa nach Kassel geflüchtet. Seit knapp einem Jahr geht sie auf die Georg-August-Zinn-Schule und ist eine von insgesamt 80 Schülerinnen und Schülern aus der Ukraine. Über ihr erstes Jahr hier in Hessen sagt sie: „Ich lerne Deutsch und bin viel spazieren gegangen, habe neue Freunde gefunden und ein Praktikum in einem Kindergarten gemacht. Am Anfang war es ein bisschen schwer, aber es ist mittlerweile alles gut hier. Ich mag Deutschland. Ich denke, ich bleibe hier und möchte noch viele deutsche Städte kennenlernen.“
Kriegsreporter über seine Angst und seine Dankbarkeit
Dem Aufruf von HIT RADIO FFH zum „Friedensfreitag“ folgt auch RTL Hessen. Reporter Stephan Richter ist seit einem Jahr immer wieder wochenlang für die Fernsehformate von RTL und ntv in der Ukraine. Wie hat er den Krieg und die Menschen dort erlebt? Bei HIT RADIO FFH erzählt er: „Wir waren vor Kriegsbeginn schon zwei Wochen in Kiew, um über die diplomatischen Spannungen zu berichten. Am 23. Februar waren die Straßen in Kiew voll und die Menschen saßen trotz der Eiseskälte in Cafés und haben sich unterhalten. Keine vier Stunden später hört man zum ersten Mal Sirenen für Luftalarm - dass es das überhaupt noch in Europa gibt! Dann haben wir die ersten Raketen gehört, die über uns geflogen sind.“ Wie hat ihn das vergangene Jahr als Kriegsreporter persönlich verändert? Stephan Richter: „Sehr, auf jeden Fall! Nicht zuletzt, um einfach mal dankbar zu sein, dass wir da sind, wo wir in Deutschland sind – so banal das klingt. Damit meine ich primär den Frieden und die Demokratie, die wir hier haben! Es ist nicht selbstverständlich, dass ich von jetzt auf gleich meine Freundin anrufen kann und sie weiß, wo ich bin. Zehntausende in der Ukraine wissen nicht, wo ihr Mann, ihre Frau, die Familie ist oder wann sie sich wiedersehen!“
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