Silvia am Sonntag bei FFH - Kabarettist Vince Ebert
Kabarettist und Autor Vince Ebert macht sich in seinem neuen Buch – „Wot Se Fack, Deutschland?: Warum unsere Gefühle den Verstand verloren haben“ – das am 14. August erscheint, Gedanken darüber, „dass Gefühle mehr zählen als Fakten“. Der studierte Diplom-Physiker, der sich in seinen Büchern und Programmen immer für Rationalität und Vernunft stark gemacht hat – „In den 10 Jahren von ‚Wissen vor acht‘ habe ich immer versucht, Weltanschauung von Wissen zu trennen“ – glaubt, dass wir uns in einigen Bereichen zurückentwickeln. „Wir befinden uns nicht nur in einer wirtschaftlichen, sondern auch in einer mentalen Rezession“. Die Menschen, so Ebert, hätten den Glauben an die Zukunft verloren, und die Diskursfähigkeit sei in keinem guten Zustand. „Unsere Debattenkultur entwickelt sich zurück. Diese Fähigkeit, sich am Stammtisch zusammenzusetzen, auch wenn man eine Meinung nicht teilt, das ist uns irgendwie verloren gegangen.“
Im Gespräch mit HIT RADIO FFH-Moderatorin Silvia Stenger spricht er außerdem darüber, warum die Gelassenheit der Österreicher uns guttun würde, er KI noch nicht wirklich Kreativität zutraut und man sich auf keinen Fall mit Mittelmäßigkeit abfinden sollte.
Schnelle Urteile und die Rückentwicklung
Vince Ebert glaubt, dass Menschen viel zu schnell werten. „Man geht sofort auf die Person los, wenn du das schreibst, bist du ein schlechter Mensch. Wir teilen die Leute sofort in Gut und Böse, in ethisch oder unethisch ein, und das ist eigentlich eine Rückentwicklung in voraufklärerische Zeiten.“ Er sieht die Politiker in einem Dilemma. „Die allermeisten Politiker, mit denen ich geredet habe, sind unter vier Augen vernünftig.“ Wenn es dann allerdings um Abstimmungen gehe, so Ebert, sei ihr Verhalten anders und zwar parteiübergreifend.
Bürokratische Hindernisse für kreative Ideen
Der Kabarettist, der auch Vorträge in Unternehmen hält, glaubt, dass es in Deutschland zu viele Hindernisse für Menschen mit guten Ideen gibt. „Ich höre immer wieder: ‚Wir würden so gerne, aber wir werden so erdrückt von der Bürokratie und den hohen Energiepreisen‘. So viele Leute haben Bock etwas zu machen, aber scheitern an Verordnungen und Bestimmungen.“ Dabei zeichne sich die europäische Kultur, gerade was Veränderungen beträfe, genau dadurch aus. „Ein großes Kennzeichen unserer europäischen Kultur ist diese Verbesserungs- und Veränderungsfähigkeit, den Karren wieder aus dem Dreck zu ziehen. `Nach oben irren`, das macht uns so erfolgreich.“
Kreativität vs. künstliche Intelligenz
Was Kreativität betrifft, ist Ebert von der Künstlichen Intelligenz noch nicht wirklich überzeugt. „Freunde schicken mir manchmal Witze von ChatGPT, wie Vince Ebert sie machen würde und dann kommen da so ganz lahme, fürchterliche Dinger raus. Da fühle ich mich schon ein bisschen beleidigt. [] Wir Menschen sind fähig, Ideen zu entwickeln, die es so noch nicht gibt, aber KI greift ja nur auf Dinge zurück, die es schon gibt. Wenn es um Kreativität geht, dann scheitern Künstliche Intelligenzen.“
„Österreicher nehmen Dinge lockerer“
Vince Ebert, der mit einer Österreicherin verheiratet ist, lebt in Wien und fühlt sich dort wohl: „Bin mittlerweile sehr mit dem Land verbunden. Die Österreicher nehmen Dinge lockerer, sind selbstironischer, das fehlt uns ein bisschen, diese Gelassenheit. Auch bei den Ämtern – einmal fehlte bei mir ein Formular und da sagte man mir: ‚Schicken sie es uns zu, Sie kriegen trotzdem den Stempel‘.“
Hoffnungsschimmer trotz der Probleme
Das Problem der ausufernden Bürokratie ist immer wieder Thema im Buch. Warum ist es so schwer, da etwas zu verändern? „Du hast eine Menge Leute, die von diesem System profitieren. Nur ein Beispiel: Es gibt in Deutschland hunderttausende Steuerberater, die haben doch kein Interesse daran, dass das Steuersystem einfacher wird.“ Trotz der vielen Bedenken, die er in seinem Buch äußert, ist Ebert nicht hoffnungslos. „Wir dürfen uns nicht mit der Mittelmäßigkeit abfinden. Wir waren schon mal der kranke Mann Europas und haben es gedreht. Es ist zu schaffen, aber man muss es wollen“, sagt Vince Ebert bei HIT RADIO FFH.
„Silvia am Sonntag – der Talk“ läuft sonntags zwischen 9 und 12 Uhr mit Moderatorin Silvia Stenger. Das komplette Gespräch mit Vince Ebert sowie alle anderen Interviews, können in voller Länge bei FFH in Web und App und überall dort, wo es Podcasts gibt, gehört werden.
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